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Hormone frisch aus der Natur

Traditionelle Behandlungsmethoden von geschlechtsspezifischen Beschwerden werden immer noch viel zu selten genutzt. Fragen dazu an den Arzt und Medizinhistoriker Prof. Gundolf Keil von der Universität Würzburg.

TEM: Herr Professor Keil, Frauen- und Männerleiden spielen in der Medizingeschichte eine nicht unwesentliche Rolle. Ladies first: Was taten Frauen in früheren Jahrhunderten gegen Menstruationsstörungen?

Keil: Das Auslösen der Periode erklärte man sich durch den Einfluß des Mondes, der die Gebärmutter sich öffnen und den dort gesammelten Blutüberschuß austreten ließ. Aus diesem Grunde kamen Pflanzen in Frage, welche als periodenfreundlich galten, wie etwa Mutterkraut oder Frauenmantel. Anhand dieser Benennungen läßt sich das Indikationsgebiet schon erkennen.

TEM: Und was wurde gegen Wechseljahrsbeschwerden unternommen?

Keil: Ich halte den Ausdruck Wechseljahrsbeschwerden für sehr unglücklich; denn Wechseljahre sind keine Krankheit. In früheren Zeiten, als die Menschen sich noch traditionell ernährten, nahmen die Frauen ab einem bestimmten Alter einfach mehr Phytoöstrogene zu sich, um diese sogenannten Beschwerden erst gar nicht aufkommen zu lassen.

TEM: Soll das heißen, es kommt zu Problemen in den Wechseljahren, weil die Leute sich nicht mehr auf traditionelle Art und Weise ernähren?

Keil: Von der Hand zu weisen ist das nicht. Ein Kollege von mir, Professor Herman Adlercreutz, tätig an der Abteilung für Klinische Chemie an der Universität Helsinki, beschäftigt sich seit Jahren mit Phytoöstrogenen als Alternative zur menopausalen Hormonersatztherapie. Als Arzt wie als Medizinhistoriker begrüße ich es persönlich sehr, daß nach diesen pflanzlichen Alternativen gesucht wird. Es gibt eine Fülle an traditionellen europäischen Pflanzen, die als potente Östrogenquellen in Frage kommen, quasi frisch aus der Natur. Ich denke hier besteht für das neue Jahrhundert noch viel Forschungsbedarf.

TEM: Können Sie den Begriff Phytoöstrogene etwas näher erläutern?

Keil: Es handelt sich hier um Lignane und Isoflavonoide, also sekundäre Pflanzenstoffe, welche in hohen Konzentrationen in Blau-, Stachel- und Schwarzen Johannisbeeren vorkommen. Diese Inhaltsstoffe entfalten eine östrogene Aktivität, reduzieren also die frauentypischen Hitzewallungen und schützen bis zu einem gewissen Grad vor Osteoporose.

TEM: Gibt es auch traditionelle Alternativen, wenn bei Männern die Prostata Probleme macht?

Keil: Auch hier wird ein therapeutischer Ansatz mittels Phytoöstrogenen diskutiert. Diese übrigens auch in Bohnenarten vorkommenden Stoffe, werden zur Zeit auf den Einsatz bei Prostataentzündung und Prostatavergrößerung geprüft.

TEM: Das Thema Viagra war lange Zeit einfach nicht totzukriegen. Kennt die Medizingeschichte ähnliche Männersorgen?

Keil: Durchaus, sieht man von dem Hauptanliegen einer klerikalen Gesellschaft ab, ihre Keuschheit zu bewahren. Wer sich stimulieren wollte, griff auf scharfe, brennende Pflanzen zurück. Der Arzt Johann Wonnecke von Kaub schreibt im 15. Jahrhundert über die Brennessel, daß, ich zitiere, „der Samen von Nesseln genutzt mit Honig bringet Reizung zur Unkeuschheit.“ Das aber würde ich heute nicht mehr empfehlen.

TEM: Wenn Sie gegen die wichtigsten Frauen- und Männerleiden eine traditionell europäische Hausapotheke bestücken sollten, welche Pflanzen gehörten dort unbedingt hinein?

Keil: Gegen Menstruationsstörungen und den damit einhergehenden Schmerzen getrocknete Hopfenzapfen, Frauenmantel und Zinnkraut für eine Teezubereitung. Dazu Bärlauch ABCE Granulat, weil hierin östrogenhaltige Kichererbsenjungpflanzen enthalten sind. Für den Mann bei Prostatavergrößerung Goldrute und Weidenrose als Heiltees.

TEM: Herr Professor Keil, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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